Räumliche Orientierung bei verschiedenen Geflügelarten
Handlungsfelder
- Verbesserung des Wohlbefinden des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben
Wie orientieren sich verschiedene Geflügelarten in einem Raum? Welche Umweltinformationen werden dabei genutzt und wo im Gehirn verarbeitet? Welche Einflüsse können dabei das Alter oder Krankheiten nehmen? Die Haustaube und das Haushuhn eignen sich aufgrund ihrer großen Rassevielfalt, der einfachen Haltung und hohen Reproduktionsrate als Modellorganismen für wissenschaftliche Untersuchungen. Eine Untersuchung zur räumlichen Wahrnehmung wurde in einem Rechteck, als ein standardisiertes Testverfahren, an verschiedenen Taubenrassen dreier verschiedener Altersstufen, junge (35 Tage), mittelalte (3-5 Jährige) und alte (mind. 9 Jahre), und an einer Hühnerlinie welche an Epilepsie erkrankt war, sowie deren Vollgeschwistern die lediglich Träger des Epilepsiegens waren, durchgeführt. Um ein erlerntes Ziel aufzufinden, standen den Tieren zur Orientierung sowohl Landmarken in Form von verschiedenen Symbolen als auch die Geometrie des Raumes zur Verfügung. Um die Verarbeitung der visuellen Informationen in der jeweiligen Hirnhemisphäre untersuchen zu können wurde mit Augenkappen gearbeitet, damit wahlweise das linke oder rechte Auge verschlossen werden konnte. Vor dem Hintergrund der anatomischen Besonderheit des visuellen Systems bei Vögeln lässt sich durch das Aufsetzen einer Augenkappe die gegenüberliegende Hirnhemisphäre optisch sozusagen „ausschalten“. So konnte die Orientierungsleistung nur mit der einen oder anderen, sowie beiden Hirnhemisphären bewertet werden.
Tauben orientieren sich sowohl anhand von Landmarken als auch an der Geometrie des Raumes. Die Entschlüsselung der Landmarken erfolgt in beiden Hirnhemisphären und ist der Geometrie übergeordnet. Eine Nutzung der geometrischen Informationen gelingt ausschließlich unter Einbeziehung der linken Hirnhemisphäre. Dieses Verhalten ist unabhängig von dem Alter des Tieres.
Bei den Hühnern zeigten sich deutliche Unterschiede in Bezug auf die an Epilepsie Erkrankten, im Gegensatz zu den Trägertieren. Die erkrankten Tiere konnten erst im Erwachsenenalter die Geometrie des Raumes zur Orientierung nutzen, die Trägertiere hingegen von Kükenalter an. Außerdem zeigten die erkrankten Tiere Schwierigkeiten weiter entfernte Symbole zum Auffinden ihres Zielortes zu nutzen.
Die Ergebnisse machen deutlich, dass bei beiden Tierarten, Tauben und Hühnern, die visuellen Reize in Form von Symbolen zur Orientierung im Raum besonders wichtig sind. Bei Tauben war dieses Verhalten altersunabhängig. Bei Hühnern führte das Vorhandensein der Erkrankung Epilepsie zu einer Verschlechterung der Orientierungsleistung.