Molekulargenetische Analyse des Ebergeruchs; Bestimmung von genetischen und fütterungsbedingten Determinanten zur Reduzierung des Ebergeruchsstoffes Skatol im Schweinefleisch

Handlungsfelder

  • Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier
  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben
  • Konzeptvorschläge zur Erfassung von Tierwohl-Indikatoren und Zuchtmerkmalen

Die Substanzen Androstenon und Skatol können im Fleisch von nicht kastrierten Ebern einen Geruch und Geschmack verursachen, der von Verbrauchern als störend wahrgenommen wird. Zur Vermeidung dieser als Ebergeruch bezeichneten Geruchsabweichung werden die Eberferkel in Deutschland wie auch in Europa überwiegend ohne Betäubung operativ kastriert. Dieses Verfahren verursacht Schmerzen und ist daher aus Tierschutzgründen wiederholt Gegenstand öffentlicher kontroverser Diskussionen. Voraussetzung einer erfolgreichen Etablierung der Ebermast ist die zuverlässige Erfassung des Ebergeruchs und eine Reduktion des Anteils von Eberschlachtkörpern mit Geruchsabweichungen. Neben der aktuell diskutierten Möglichkeit der Immunokastration von Ebern (u.a. Crane, 2006) lässt sich das Merkmal Ebergeruch züchterisch bearbeiten und minimieren. Wie die Ergebnisse des EN-Z-EMA Projektes zeigen, sind mindestens 3 bis 4 Generationen benötigt, um den Anteil Tiere mit Ebergeruch von 20% auf weniger als 5% zu reduzieren (Tholen und Frieden, 2010). Um diesen vergleichsweise langen Zeitraum zu reduzieren, bietet sich das Instrument der genomischen Selektion (GS) auf der Basis von SNP-Chips an.

Das Ziel des ersten Teilprojekts ist die Etablierung der genomischen Selektion für das Merkmal Ebergeruch in deutschen Zuchtpopulationen. Hierfür müssen DNA-Varianten für die Variation der Skatol- und Androstenonkonzentration im Fleisch von Ebern identifiziert werden, was die Voraussetzung für die genetisch bedingte Verminderung der Geruchs- und Geschmacksproblematik im Schweinefleisch darstellt. Die Selektion erfolgt dann ausschließlich anhand der identifizierten DNA-Varianten.

Das zweite Teilprojekt verifiziert die Möglichkeiten und Grenzen von „Hochdurchsatz“-Sensorik in den Schlachtbetrieben. Die im Rahmen des EN-Z-EMA Projektes entwickelten automatischen Messsystem sind in der Lage, die Leitkomponenten des Ebergeruchs zu erfassen. Allerdings reicht die Geschwindigkeit und Robustheit der verwendeten Messmethodik bisher noch nicht aus, um den Anforderungen eines kommerziellen Schlachthofes mit hoher Bandgeschwindigkeit zu erfüllen. Aus diesem Grund haben Verfahren der Humansensorik in kommerziellen Schlachthöfen an Bedeutung gewonnen. Diese Verfahren sind bisher nur wenig standardisiert. Ziel TP II: Ableitung von Handlungsempfehlungen zur humansensorischen Beurteilung von Geruchsabweichungen. Anhand von Stichproben sollen die Korrelationen zu den Leitkomponenten des Ebergeruchs Androstenon und Skatol und zur Fettsäurezusammensetzung untersucht werden.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar