Ländervergleich Deutschland – Schweiz: Schweinehaltung im Hinblick auf Caudophagie
Handlungsfelder
- Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier
In der Schweiz verfügen die schweinehaltenden Betriebe über eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Tieren mit unkupierten Schwänzen, da dort das Kupieren der Schweineschwänze seit 2008 verboten ist. Bereits seit 2001 war es nur unter Betäubung erlaubt und wurde damit faktisch nicht mehr durchgeführt. Um von den Schweizer Erfahrungen profitieren zu können, hat ein Team aus Fachleuten schweinehaltende Betriebe besichtigt und mit TierärztInnen und BeraterInnen die aktuelle Situation der Caudophagie in der Schweiz diskutiert.
In die Untersuchung einbezogen wurden ausschließlich die regionalen Schweinezentren der Ost- und Zentralschweiz, um eine Vergleichbarkeit mit Deutschland zu gewährleisten. Insgesamt wurden 12 Betriebe (10 Mastbetriebe, 2 mit Sauenhaltung und Ferkelaufzucht) besichtigt. Analysiert wurden jeweils die Haltung, das Management und die Erfahrungen in Bezug auf Caudophagie. Die Haltung der Schweine erfolgte auf Teil- sowie auf Vollspaltenboden, ein Betrieb hielt Läufer auf Tiefstroh.
Schwanzbeißen tritt auch auf Schweizer Betrieben auf, wird aber von den TierhalterInnen nicht als gravierendes Problem empfunden. Beim Ausbruch der Verhaltensanomalie werden die entzündeten Schwänze antibiotisch behandelt, die gebissenen Tiere isoliert und zusätzliche Futtermittel (z.B. Salz) gefüttert. Auffälligste Unterschiede der schweizerischen Haltungsformen zum deutschen System sind:
• Deutlich höherer Gesundheitsstatus der Tiere, Freiheit von bedeutenden Krankheitserregern
• Beschäftigungsmaterialien variantenreicher
• Auffällig gutes Stallklima (besonders die Schadgaskonzentration) durch direkte Zuluftführung
• Platzangebot pro Tier etwas größer, die Schweine werden jedoch in Kleinbuchten mit 10 – 12 Tieren gehalten, so dass das Platzangebot augenscheinlich mit der Situation in Deutschland vergleichbar ist
• Vorsprung in der Tierbeobachtung
Aus den langjährigen Erfahrungen der Schweizer mit unkupierten Schwänzen ergeben sich folgende Ansatzpunkte zur Verbesserung der Schweinehaltung in Deutschland:
• Tierbeobachtung: beim Erkennen von Caudophagie schnelle Reaktion
• Beschäftigungsmaterial: Art, Menge und Wechsel
• Luftqualität: Kühlung bei hohen Temperaturen und Verringerung der Schadgaskonzentration
• Gesundheitsstatus: Tiergesundheit muss verbessert werden
Aus Tierschutzgründen wird empfohlen, das Kupieren der Schwänze in Deutschland zunächst beizubehalten, bis die Haltungsbedingungen in den Betrieben optimiert sind, dass Caudophagie bei gekürzten Schwänzen nur noch selten auftritt.