Gesunde Tiere – gesunde Lebensmittel, Teilprojekt G: Einflussfaktoren auf das Schwanzbeißen bei Schweinen

Handlungsfelder

  • Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier
  • Verbesserung der Beratung in der Bestandsbetreuung
  • Verbesserung des Wohlbefindens des Tieres, des Gesundheits- und Hygienestatus von Betrieben

Schwanzbeißen verursacht bei den betroffenen Tiere Schmerzen, gesundheitliche Schäden und verminderte Leistungen und kann für den Betrieb erhebliche ökonomische Folgen haben. Als beste Präventionsmaßnahme gegen das Schwanzbeißen wird das Kupieren von Schwänzen angesehen, tierschutzrechtlich ist diese Maßnahme jedoch als kritisch einzustufen. Somit ist das Ziel die Erforschung wesentlicher Einflussfaktoren auf das multifaktorielle Problem der Caudophagie in NRW, um durch verbessertes Haltungs-, Fütterungs- und Gesundheitsmanagement auf diese Maßnahme verzichten zu können.

Bei 128 betroffenen Betrieben (4 mit Sauenhaltung, 19 mit Ferkelaufzucht, 105 mit Mastschweinen) wurden anhand eines Fragebogens Informationen zur Häufigkeit des Auftretens, zum Gesundheitsstatus im Betrieb und den betroffenen Abteilen / Buchten, zur Genetik, zum Alter der Tiere beim Absetzen, bei der Einstallung im Betrieb und beim Auftreten von Caudophagie, zum aktuellen Gewicht, zu Aufstallungsart, Stallklima, Stressfaktoren und zur Futter- und Wasserversorgung erhoben. Des Weiteren wurden Futter- und Wasserproben untersucht, sowie ein großes Blutbild erstellt.

Mit Ausnahme von 3 Ferkelaufzuchtbetrieben und 4 Mastbetrieben waren bei allen Tieren während der Ferkelaufzucht die Schwänze kupiert worden. In der Haltungsform überwog die Aufstallung auf Spaltenboden, gefolgt von Teilspaltenboden und Stroh. Bei 114 Betrieben trat das Schwanzbeißen zum wiederholten Male auf, in 58 % waren mehrere Buchten gleichzeitig betroffen. Sauen (48 %) und Kastraten (52 %) waren in gleichem Umfang gebissen worden; wurde nur ein Geschlecht gebissen, waren es allerdings überwiegend Kastraten. Als Indikator für den Beginn eines Caudophagieausbruchs kann das dann erhöhte Unruhe- und Aggressionspotential der Schweine genutzt werden. Vielfach waren in den betroffenen Buchten Vorerkrankungen, wie Ohrrandnekrosen oder Husten, zu verzeichnen. Das Stallklima war in vielen Betrieben nicht optimal, so wurden bei 57 % der Betriebe Temperaturen zwischen 24 °C und 30 °C bei mäßiger bis schlechter Luftqualität gemessen. Im Bereich der Fütterung war in 20 von 57 Betrieben mit Flüssigfütterung (am Sensor oder ad libitum Fütterung am Breiautomat) ein unzureichender Trockenmassegehalt des Flüssigfutters von < 22 % festzustellen, so dass eine ausreichende Energieaufnahme nicht mehr gewährleistet war. Auf einer Reihe von Betrieben war die Anzahl der Fressplätze und der Tränkestellen nicht ausreichend. Knappheit bei den elementaren Ressourcen Futter und Wasser erhöht das Aggressionspotenzial von Schweinen und damit das Risiko für Schwanzbeißen.

In NRW kommen im Hinblick auf Caudophagie den Bereichen Fütterung, Wasserversorgung, Stallklima und Tiergesundheit die größte Bedeutung zu. Weiterer Forschungsbedarf besteht vor allem in den Bereichen Schmackhaftigkeit des Wassers und Eignung des eingesetzten Beschäftigungsmaterials.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar