Genomische Zuchtwertschätzung bei der Vaterrasse „German Piétrain“

Handlungsfelder

  • Konzeptvorschläge zur Erfassung von Tierwohl-Indikatoren und Zuchtmerkmalen

Ziel ist die Entwicklung und Etablierung der genomischen Zuchtwertschätzung für die Vaterrasse German Piétrain. So soll eine routinemäßige Vorselektion der Eber ermöglicht werden. Durch diese Vorselektion kann die Sicherheit der Zuchtwerte gesteigert und ein schnellerer Zuchtfortschritt realisiert werden, besonders bei Merkmalen mit einer niedrigen Heritabilität, wie Langlebigkeit und Fitnessmerkmale. Die genetischen Leistungsveranlagungen der Tiere sollen bereits zu einem frühen Lebensabschnitt sicherer einschätzbar sein.

Bei der Genomselektion werden sogenannte SNP´s (Single Nucleotide Polymorphism) als Informationsquellen genutzt, die sich als Marker über das gesamte Erbgut eines Individuums verteilen. Das genetische Potential eines Tieres entspricht der Summe der SNP – Effekte für die einzelnen Merkmale. Als Basis für die Abschätzung dieser Markereffekte dient eine umfangreiche Referenzpopulation aus Tieren, die neben der SNP – Genotypisierung auch über sehr sicher geschätzte Zuchtwerte verfügen. Aus dieser bekannten Tiergruppe werden dann die Effekte aller Marker mit statistischen Modellen geschätzt.

Die erste Referenzpopulation bildeten etwa 1.000 nachkommengeprüfte KB – Eber, die mit dem Schweine – SNP – Chip mit circa 60.000 SNP´s genotypisiert wurden. Um das Verfahren der Genomselektion im Zuchtfortschritt weiter zu etablieren, werden den neugeborenen Eberferkeln auf zertifizierten Zuchtbetrieben Gewebeproben genommen und eingelagert. Zur Eigenleistungsprüfung um den 160. Tag wird die Entscheidung über die LD – Typisierung getroffen. Diese Typisierung erfolgt bei etwa 2500 Tieren pro Jahr. Die Genom – Ergebnisse werden zur Zuchtwertschätzung an die Landesanstalt für Schweinezucht in Boxberg übermittelt. Zum Abschluss erfolgt die Selektion der Jungeber anhand genomisch optimierter Zuchtwerte, wobei nur die absolute Leistungsspitze für den Einsatz in der künstlichen Besamung vorgesehen ist.

Das System der genomischen Zuchtwertschätzung kann für das German Piétrain – Zuchtprogramm als Meilenstein bezeichnet werden. Es konnte sich in der Praxis etablieren und steht dem Züchter als innovatives zukunftsorientiertes „Zuchtwerkzeug“ zur Verfügung. Höhere Zuchtwertsicherheiten, verkürzte Generationsintervalle und optimierte Selektionsstratgien führen zu gesteigerten Zuchtfortschritten. Außerdem lassen sich weitere züchterische Herausforderungen, besonders die Merkmale Ebergeruch oder Vitalität, mit der Genomselektion zielgerichtet bearbeiten.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar