Feldstudie zur Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit der Jungebermast

Handlungsfelder

  • Verzicht auf mit Schmerzen verbundene Eingriffe am Tier
  • Konzeptvorschläge zur Erfassung von Tierwohl – Indikatoren und Zuchtmerkmalen

Als Alternative zur Kastration von Eberferkeln bietet sich die Mast männlicher Schweine an. Bei entsprechendem Nährstoffangebot erreichen Eber auch zum Ende der Mast nocheine hohe Wachstumsleistung, so dass die in einigen Untersuchungen beobachteten zu Mastbeginn geringeren Tageszunahmen kompensiert werden können und über den gesamten Mastverlauf betrachtet mit denjenigen der Kastraten vergleichbar sind oder sogar darüber liegen. Der Körperansatz besteht im Vergleich zu Kastraten zu einem höheren Anteil aus Protein, was einen höheren Aminosäure- (AS) Gehalt im Futter erfordert. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Überprüfung der Praktikabilität der Ebermast für landwirtschaftliche Betriebe unter Praxisbedingungen, wobei neben der Mast- und Schlachtleistung auch Wirtschaftlichkeit und Tierverluste berücksichtigt wurden.

In zwei Durchgängen gingen 1339 Schweine der Genetik Topigs 20 in den Versuch ein, wobei alle Tiere eines Durchganges aus einem Erzeugerbetrieb und einer Wurfwoche stammten. Die Aufstallung erfolgte getrennt nach Geschlechtern (9-15 Tiere / Bucht, Vollspalten) und die Fütterung Sensor gesteuert ad libitum. Der Versuch erstreckte sich über die Mastperiode ab 32 kg im ersten Durchgang (DG 1) und ab 25 kg im zweiten Durchgang (DG 2).

Die Ebergruppen 1 hatten in beiden Durchgängen in der Anfangsmast, der Endmast und in der gesamten Mast höhere Tageszunahmen (TZ), als die Sauen, während dies für die Ebergruppen 2 nur im DG 1 und auch nicht in der Anfangsmast zutraf. Die beiden Ebergruppen unterschieden sich in den TZ nicht signifikant voneinander, sodass eine höhere Aminosäureausstattung die Mastleistung nicht verbessern konnte. Eine Erhöhung der Aminosäure – Versorgung für die Eber führte jedoch nicht zu einer Steigerung der Futteraufnahme.

Insgesamt hatten die Ebergruppen ein geringeres Speck- und Fleischmaß als die Sauen bei höheren Schulteranteilen und höherem Muskelfleischanteil im Bauch. Die Ebergruppe 2 erzielte höhere Indexpunkte, welche jedoch die höheren Futterkosten nicht kompensierten. Somit waren die Eber aus Gruppe 1 wirtschaftlich überlegen. 5,4 % der Eber wurde aussortiert aufgrund einer Geruchsbelastung.

Die Mast der Eber ist wirtschaftlich interessant, da Eber trotz gleicher Schlachtkörperqualität höhere TZ und einen geringeren Futteraufwand im Vergleich zu Sauen aufweisen. Keinen finanziellen Vorteil bringt eine Erhöhung der Aminosäure – Konzentration über die Empfehlungen der DLG (2010) hinaus, obwohl nominell höhere Indexpunkte pro kg Schlachtkörpergewicht bei der Ebergruppe 2 nachgewiesen werden können.

Das vorliegende Projekt zeigt, dass mit einem Futter mit von der DLG 2010 für Eber empfohlenem Aminogramm bei erhöhter Energiekonzentration sehr gute Mastleistungen erzielt werden können.

Forschungsnetzwerk NRW-Agrar